Beharrlich für die Sache - Ein Leben für den Sport
Bernd Büchner: Über sechs Jahrzehnte seinem Verein verbunden
„Ich möchte wieder nach Hause nach Weißenborn. Da bin ich geboren und da gehöre ich hin“, sagte Bernd Büchner am 6. August an seinem 75. Geburtstag, den er in Familie begehen konnte. Er war nach einem Schlaganfall und einer langen Rehazeit auf dem Weg nach Hause. Nur eine Operation brauchte es noch. Nach dieser traten Komplikationen auf und er verstarb am 1. Oktober 2017 im Uniklinikum in Jena.
Bernd Büchner war der Inbegriff für den Weißenborner Tischtennissport. Seit Mitte der 1980er Jahre war er Übungsleiter, hatte Generationen von Spielern betreut und den Verein geführt. Früh begann seine Karriere im Ehrenamt.
Im Mai 1959 übernahm Bernd Büchner die Leitung der Sektion Tischtennis in der BSG Traktor Weißenborn. Es sollten über fünf Jahrzehnte werden.
Mitglied im Verein wurde er 1955. Sofort engagierte er sich nicht nur am Tisch, sondern auch außerhalb für seinen Klub. Durch seine aktive Mitarbeit wurde er nur vier Jahre später, er war gerade 16 Jahre alt, zum Sektionsleiter gewählt. „Im gleichen Jahr erhielt ich meinen ersten Einsatz in der ersten Männermannschaft gegen Göschwitz", erinnerte er sich einst.
Das Ziel seiner Arbeit umschrieb er immer gleich: „Es ist wichtig, den Kindern und Jugendlichen eine sinnvolle Freizeitgestaltung anzubieten.“ Das war seine Maxime, aber er tat noch mehr. Unter seinen Fittichen entwickelte sich nicht nur die Abteilung. Ein großer Fortschritt war, dass in den 1960er Jahren die Weißenborner Einwohner in vielen unentgeltlichen Stunden die Turnhalle bauten.
Mit der nunmehr möglichen umfangreichen Nachwuchsarbeit wuchs die Abteilung und das auch leistungsmäßig. 1964/65 spielte die erste Mannschaft in der 2.Liga, 1967 stieg man sogar in die Bezirksliga auf.
Er selbst legte als Funktionär und Aktiver den Grundstein für diese und spätere Erfolge. Seit 1965 führte er die Reserve in den verschiedenen Spielklassen des Bezirkes und formte mit seinem langjährigen Doppelpartner Christoph Peter Spieler für die 'Erste'.
Einige Fakten zu seiner aktiven Laufbahn: Über 800 Einzelspiele hat Bernd Büchner in seiner aktiven Laufbahn bei etwa 400 Einsätzen bestritten. Einer seiner größten sportlichen Erfolge war der 3.Platz mit dem Leipziger Rötting bei der DDR-Meisterschaft der Versehrtensportler 1984 im Doppel.
Neben seiner Tätigkeit als Sektions- bzw. Abteilungsleiter war er über Jahrzehnte Vorstandsmitglied im Gesamtverein und hatte maßgeblichen Anteil, dass der notwendige Umstrukturierungsprozess nach der Wende gelang. 1994 übernahm er schließlich die Vereinsführung und hatte diese bis zum Dezember 2003 inne. Er wurde zum Ehrenmitglied und Ehrenvorsitzenden ernannt.
In der Zeit der Wende hatte er Verbindungen zur TSG Eisenberg aus der Pfalz aufgebaut. Die Treffen zeigten sein organisatorisches Talent. Die Fahrten in die Pfalz bleiben unvergessen.
Über viele Jahre setzte sich Bernd zudem ganz aktiv für den Kreisfachausschuss Tischtennis ein. 1994 war er Gründungsmitglied der wieder ins Leben gerufenen Kommission, die seither die Entwicklung des Tischtennissports im Landkreis maßgeblich mitbestimmte.
Ab Mitte der 1980er Jahre übernahm er zusätzlich die Nachwuchsarbeit. Als Invalidenrentner nahm er sich Zeit. Da keiner seiner Vereinskameraden eigene Zeitreserven fand, war er fast 20 Jahre allein für die Kinder verantwortlich und machte das rührig und ohne je auf die Uhr zu schauen.
Auch deshalb setzte er sich über 20 Jahre als Parteiloser für die Belange der Sportler und Jugendlichen im Gemeinderat von Weißenborn ein.
Stets hatte er Ecken und Kanten, aber nur, weil es ihm um die Sache ging. Themen lange auszusitzen und zu diskutieren, war nicht sein Ding. Ihm ging es um Lösungen. Als gebürtiger Weißenborner war er außerdem nicht nur wie selbstverständlich lange eine zuverlässige Stimme im Chor der Gemeinde, sondern organisierte das Maibaumsetzen mit voller Überzeugung.
So lange das alljährliche Maibaumsetzen vom Sportverein ausgerichtet wurde, half er tatkräftig mit. 30 Jahre trug er im Vorstand Verantwortung für das Weißenborner Pfingstfest. Kein anderer stand so lange in der ersten Reihe – davor und danach - und brachte seine Kraft für das größte Fest des Ortes ein.
Ein Leben im Ehrenamt führte Bernd Büchner, dem auch sein Handicap einer angeborenen Hüftfehlstellung nichts anhaben konnte. Die Behinderung schob er nie vor. Er engagierte sich. Und die Disziplin und die Wichtigkeit für das Ehrenamt gab er an seine Söhne Jens und Dirk weiter. Der ältere ist Vereinsvorsitzender, der jüngere Kapitän der 1. Mannschaft.
Anfang April hatte er einen schweren Schlaganfall erlitten. Nach der intensiven Behandlungszeit im Klinikum Gera schloss sich die Rehazeit in Kreischa bei Dresden an. Seine Frau Brigitte war die ganze Zeit bei ihm und unterstütze ihn. Zuletzt war er zur Pflege in Hermsdorf untergebracht.
Als dankbaren Abschnitt beschreibt seine Familie die letzten sechs Monate. Viele Aufs und Abs begleiteten diese Zeit. Als er auf dem Weg zurück in sein Weißenborn war, wollte es das Schicksal anders.
Eines bleibt. Bernd Büchner hat den Sport und das Leben in seinem Weißenborn geprägt. Er war eine Institution. Was auch jede Briefträgerin verinnerlicht hatte. In der Holzlandgemeinde brauchte nur Sport oder Tischtennis auf dem Briefumschlag zu stehen. Der Brief kam an. Bei Bernd Büchner.