IC Aufmacher PragTischtennis [05.10.2016/bj]: "Wenn Freunde eine Reise tun, dann können sie viel erleben", heißt es umgangssprachlich. Und unsere 9-köpfige Reisegruppe, die zur Intercupfahrt nach Prag aufbrach, erlebte wirklich viel...

Aus dem "Prager Tagebuch", Sa./So. 17./18. September 2016:

Wenzel und Fallen

Unser Ausflugstag begann mit einem kräftigen Frühstück. Das Hotel Globus war voll belegt und trotzdem herrschte nur ein ruhiges Gedrängel am Buffet.

Als unsere Frischlingszimmerbesatzung mit Franz und Alex kam, war die ältere Generation unserer Reisegruppe schon topfit. Während Menschen in der Heimat vor Trostlosigkeit ihres Lebens am PC dahin darbten, wollten wir die tschechische Hauptstadt näher kennenlernen.

Nach den tschechischen Hörnchen und frischem Kaffee konnte der Tag nur gut werden.
Punkt 9.06 Uhr war Treffpunkt in der Lobby. Die Metro wartete schon auf uns. Genauso wie der Hradschin.

Zuvor war der Wenzelsplatz mit dem Nationalmuseum unser erstes Tagesziel.
Der geschichtsträchtige Platz hat überdimensionale Ausmaße. Vom Wenzelsdenkmal aus genossen wir den weiten Blick, bevor wir Richtung Altstadt spazierten.

Beim Geldwechseln hatten Carlos und Franz etwas Pech. Der groß ausgewiesene Kurs war in Ordnung. Sie waren aber an einer der berüchtigten Neppfallen gelandet. Man muss höllisch aufpassen, dass man an seriöse Wechselstuben gerät. Die gibt es. Aber unseren Beiden wurde das "Kleingedruckte" erst zu spät bewusst. Anstatt 1:26 zu tauschen, gab es nur den Kurs inklusive Gebühren von 1:21. Bei Banken Geld abzuheben, ist nicht zwingend besser. Die haben auch teils hohe Gebühren.
Passiert und abgehakt.

Auf dem Weg zum Altstädter Ring grüßten uns auf dem Wenzelsplatz beidseitig sehenswerte Häuser. Wenn die Sonne scheint und der Himmel blau ist, dürfte der Anblick noch intensiver sein. Wir waren aber froh, dass die Wettervorhersage mit dem angekündigten Regen verkehrt lag und wir mit Wolken über'n Kopf im Trocknen die Häuser und die Stadt anschauen konnten.

Durch enge Gassen kamen wir genau am Rathaus und der berühmten astronomischen Uhr raus. Wir sahen uns den Platz und das Jan-Hus-Denkmal an, ließen ein schönes Erinnerungsfoto unserer "Reisegruppe Glücklich" machen und hörten das Signal.
Kräht der Hahn oberhalb der Apostelfenster an der Uhr, so würde es Zeit. Sagten wir uns. Zeit für ein tschechisches Frühstück mit besten Pilsener Heilquellwasser...

Die Location in einem kleinen Hof war sensationell, weil urig, tschechisch und saugemütlich. Zudem hatten wir die draußen vorbeischlendernden Leute bestens im Blick.

Mit dieser Stärkung machten wir uns zur Karlsbrücke auf. Wir hatten schon am Vortag gesehen, dass es dort eine Menge von Malern und Zeichnern von Porträts gibt. Wir dachten uns, das wäre eine wunderbare Reiseerinnerung.
Für die Großstadt Prag war es noch zu früh. Die Künstler drehten sich wahrscheinlich gerade noch einmal im Bett um und ließen uns warten.

Wir dagegen mussten uns nicht bitten lassen. Wir wollten ja etwas sehen und peilten die Prager Burg (Pražský hrad) an. Mit Benji als Rollifahrer konnten wir freilich nicht die Stiege hoch laufen, sondern nahmen die Straßenbahn.


Wein in der Bierhauptstadt

Von Malostranská aus hatten wir die „22“ im Blick, die direkt auf den Berg führte. Schon das Einsteigen mit einem Rolli war aber nicht einfach. Gefühlte zehn Sekunden hatten die Mitfahrwilligen Zeit, um in die Bahn zu kommen. Selbstredend wollten aber gleichzeitig ein paar Personen raus aus der Bahn. Als die Hälfte von uns drin war und der Rollstuhl mitten im Einstieg stand, wollte der Fahrer offenbar prüfen, wie so ein Gefährt auf zugehende Türen reagiert. Den Härtetest hat Benji's Mobil bestanden und Benji war auch nichts passiert.

So rasant der Auftakt unser Bahnfahrt war, so Formel-1-mäßig war auch das Anfahren. Wer nicht in Millisekunden eine Hand um eine Haltestange gekrampft hatte, fand sich auch bei bester Koordination einige Meter weiter hinten wieder. Hatten wir Glück, vornweg schon mehrmals mit der Metro gefahren zu sein. Dort hatten wir eine Art Aufmerksamkeitstraining gehabt, das sich jetzt auszahlte. Die Geschwindigkeiten der Rolltreppen sind nämlich so unterschiedlich wie die Stationsnamen. Wir mussten auf alles gefasst sein: auf 'ne Rentnertreppe mit gemächlich angenehmen Tempo bis hin zum Speedstepper Marke „Stairway to heaven“.

Die kurze Fahrt war ein Erlebnis. Teils steil ging es hoch. Auch ein Spaziergang hätte sich gelohnt, denn nach einer Spitzkehre am Chotek Park (Chotkovy Sady) hat man einen unendlichen Blick über den östlichen Teil der Stadt.

Die Bahn hielt wenige hundert Meter vor unserem Ziel. Nicht weit hatten wir es, als der Královská zahrada (der königliche Garten) unsere Aufmerksamkeit erregte. Dort fand ein Weinfest statt. Nach einer kleinen Sicherheitskontrolle waren wir mittendrin im „Land der Trauben“. In der Bierstadt Prag fanden wir das Weinfest etwas exotisch, aber klar, jedermann hatten einen anderen Geschmack und Wein genießen die Prager und Tschechen halt auch.

Wir hielten uns an die Stände mit einheimischen kulinarischen Angeboten. Kuchen, Saucen, Käse und Wurstvariationen warteten auf uns. Wir nahmen die Einladung gern an. Auch für einen Zwischenducch-Snack blieb Zeit, u.a. mit kleinen Teufelsknackern und süßen Senf.

Vorbei am Lustschloss der Königin Anna verließen wir die Gartenanlage in Richtung der Burg. Auf dem Weg dorthin fand eine ordentliche Kontrolle statt. Die Sicherheitsleute am Zugang zur Burg waren penibel. Als sich eine asiatische Reisegruppe eher wenig aus uns und der Kontrolle machte und sehr zügig in Überholmanier nach vorn drängte, wurden die Beamten allein mit ihren Blicken laut. Viel sagen brauchten die Polizisten nicht mehr. Artig stellten sich die Kulturfreunde aus Nahost hinten an.

Wir waren fast im Burghof, als uns drei junge Mädels von einer Folkloregruppe entgegenkamen. Die waren beim Weinfest aufgetreten und machten gerade ein Päuschen. Wir, äh, sie waren natürlich ein schönes Fotomotiv. ;) Ihre männliche Pendants wollten die Zierden auf den Bildern aber nicht allein lassen, so dass wir auch Trachtenträger auf den Bildern haben.

Auf unserer Burgtour lockte uns der Veitsdom, den wir von „unten“ aus schon deutlich gesehen hatten. Die Kathedrale des Erzbistums Prag war groß. Als wir im Dom waren, fand eine Messe statt. Das hielt die Touristen aber nicht ab, unablässlich Klicksalven mit ihrer Kamera abzufeuern. Uns war's etwas viel, so dass wir uns auf den Hof zu einem Planungsgespräch zurückzogen. Schiedlich friedlich war man sich einig, dass es Zeit für eine größere Mahlzeit sei.

Mit der Straßenbahn fuhren wir die gleiche Strecke, die wir gekommen waren, zurück. Wieder auf der Malostranská gelandet - diesmal ohne Zwischenfälle - suchten und fanden wir ein Lokal.


Weißenborner Models und eine Zapfanlage

Abzocke in Restaurants und manchmal eine herbe Freundlichkeit sollen in Prag teils üblich sein, lasen wir daheim. Glücklicherweise haben wir davon nicht viel mitbekommen. Nun, an unserem Ausflugssonnabend, hatten wir in Švejk Restaurant (Malostranská Pivnice) eine solche Begegnung der anderen Art. Ali, der ja nun die Freundlichkeit in Person ist, bekam bei seiner zweiten Bestellung ein verständnisloses Augenrollen entgegengebracht. Und Klasi musste einsehen, dass ein Café Cremá letztlich das gleiche wie ein Cappuccino ist. Sein soll. Oder so... und diskutiert wird gleich gar nicht! Und noch was zu bestellen, wäre eine Dreistigkeit gewesen - verriet der genervte Blick der jungen Bedienung.

Wir waren also doppelt satt. Etwas zum Knabbern, Kaffee, Eis und Bier hatten das gewünschte Ziel für unser Hunger- und Durstgefühl getan. Auch Ali war zufrieden. Er hatte einen Original Palatschinken, die süße Variante, probiert. Es hat ihm so geschmeckt, dass er keinen zweiten essen musste.

Wir gingen weiter auf unserer Tour durch PRAHA! In Richtung Karlsbrücke durchzogen wir die kleinen Gassen und erreichten taschenumklammernd (Diebe sollen überall lauern) das Wahrzeichen der Stadt.

Nun hatten wir das Glück, einen Zeichner zu finden, der uns für einen anständigen Preis eine einzigartige Reiseerinnerung schenken sollte. Der junge Mann aus Bulgarien brauchte keine Stunde, um uns neun Parademänner aufs Papier zu bringen. Für 1.500 Kronen hatten wir ein echtes Unikat bekommen. Wir freuten uns wirklich!

Die Freude wollten wir ausbauen. Carlos hatte schon am Vortrag von einer besonderen Bierkneipe erzählt. Die war auch nicht schwer zu finden. Nach der Karlsbrücke links und dann mal rechts und zack waren wie im „The Pub“ (Veleslavínova 3). Das Besondere ist, dass die Zapfanlage nicht am Tresen steht, sondern direkt in der Tischmitte.

Wir hatten Glück, dass wir einen Tisch bekamen und genossen diese innovative Biertrinkidee. Witzig war, dass die Abnahmemenge jedes Tisches via Beamer an die Wand projiziert wurde. So war ein Vergleich mit der „Abfüllmenge“ der anderen Tische gegeben. Wir machten uns keinen Druck, denn wozu der führen kann, bekamen wir feucht zu fühlen. An unserem Nachbartisch, an dem wie in der gesamten Kneipe deutsche Gäste saßen, testete die inzwischen gut abgefüllte und gut gelaunte Tischbesatzung regelmäßig die Glasspülung. Selbstredend ohne Glas, so dass das Wasser auch auf uns rüber schoss...

Spaß hatten wir ohne Ende. Über Gott und die Welt konnte gequatscht werden und ganz nebenbei lernte Franz, der aufgrund der scharfen Alkoholregeln (Bier erst ab 18) beim Wasser bleiben musste, auch noch das Bierzapfen.

Wir hielten uns an die Stände mit einheimischen kulinarischen Angeboten. Kuchen, Die Abendbrotzeit war unmerklich gekommen. Die Zeit war wie im Flug vergangen. Wir mussten nicht lange überlegen, wohin wir gehen würden. Da der Regen eingesetzt hatte und die Metro in der Nähe war, wollten wir die gute Verbindung nutzen, um noch einmal ins Restaurace „U Žíznivého jelena“ zu gehen.
Dort bekamen wir auch einen Tisch. Diesmal oben. Tags zuvor waren wir im Keller gewesen. Obwohl Sonnabend war, sind diesmal nicht so viele Gäste im Lokal gewesen. Eigentlich verwunderlich.
Aufs Essen hatte das freilich keine Auswirkungen. Unsere Teller waren randvoll und das Essen echt klasse. Steffens halbe Ente mit Knödeln ragte etwas heraus. Groß war die Portion.

Rundherum beglückt machten wir uns gegen 21.30 Uhr wieder auf. Die Metro war nun doppelt wertvoll, denn Prag bekam reichlich Regen ab. Unterirdisch kamen wir zu unserem Hotel zurück. Auch hier herrschte wie im Lokal eine „Sonnabendslethargie“. Die Bar, die bis 24.00 Uhr offen haben sollte, war verriegelt und verrammelt und die Gaststätte an der Rückseite hatte Punkt zehn zugemacht. Glücklicherweise gab es an der Hotelrezeption noch ein Betthupferl zu kaufen.
Auf den Zimmern wurde dann noch kurz getratscht. Einhellig war der Tenor, dass der Tag echt super war.


Waren des täglichen Bedarfs

Die sonntägliche Morgenstunde hatte für uns Gold in Form von Kaffee und Hörnchen im Munde. Gut gelaunt traten wir die Rückreise an. Prag schien traurig zu sein, dass wir wieder heimfuhren, denn die Wolken waren trübe und regnen sollte es später auch.
Die Odyssee über Dresden wollten wir uns nicht noch einmal antun, so dass wir diesmal die nordwestliche Autobahn bzw. Landstraße nutzten, um über Chomutov nach Hause zu kommen.

Die Verbindung wird aktuell ausgebaut und sollte nach der Fertigstellung für uns die beste Strecke von und nach Prag sein. Auch an diesem Sonntag wurde gebaut. Die „Ampelregelung“ mit Ampelwächtern sorgte bei uns für etwas Erheiterung, aber auch für gehörig Respekt. Sich Sonntagmorgen im strömenden Regen mit einem Ostfriesennerz für bestimmt nur ein paar Piepen hinzustellen und den Verkehr zu regeln, klingt so unwahrscheinlich wie dass ein Wessi freiwillig und freudestrahlend einen Arbeitsvertrag mit Ost-Mindestlohn unterschreibt. Ist aber wahr. Also, dass es Tschechen gibt, die den Ampeljob machen.

Auf der Strecke hinter Chomutov wollten wir noch Mittagessen. Unser erster Stopp war schnell beendet. Die „Raststätte“ erinnerte eher an einen überdimensionalen Bretterverschlag mit Ruinen eines Dorfes im Hintergrund. Die aufdringliche asiatische Art der jetzigen „Bewohner“ machte uns das Weiterfahren nicht schwer.

Wenig später, kurz vor der Grenze, hatten wir unsere Gaststätte gefunden. An einer Tankstelle wurden steuergünstig Waren des täglichen Bedarfs gehortet und anschließend lecker gegessen. Knödel mit Gulaschvariationen zierten unseren Tisch. Das „Coloseum“, so der Name des Restaurants, war fest in deutscher Hand. Was irgendwo auch kein Wunder war. Hora Svatého Šebestiána liegt keine sieben Kilometer von der Grenze. Und wenn man wie das Pärchen, das am Nachbartisch saß, für ein ordentliches Mittagessen zusammen 11,80 Euro bezahlt, dann lohnt sich ein kurzer Abstecher ins Nachbarland.

Bis nach Weißenborn verging die Zeit, bis wir gegen halb Drei wieder an der Turnhalle waren, doch sehr schnell.

Unser Fazit: Unsere Intercupreise im Januar nach Wien war schon richtig gut und menschlich nicht zu toppen. Unser Prag-Trip schloss da nahtlos an. Tischtennis in Weißenborn ist mehr als nur schweißtreibende Ballkloppe. Dem Vereinsmotto „Ein Verein - Ein Team - Eine Familie“ machte unsere Reisegruppe alle Ehre.

Danke, Jungs, es war wieder ein tolle Zeit!

Nun freuen wir uns auf das Heimspiel und natürlich schon, wenn alles klappt, auf eine nächste Auswärtsfahrt! :)

tag02_05_reisegruppe-gluecklich.jpg tag2_01_aufbruch.jpg tag2_02_metrotreppen.jpg tag2_03_wenzelsplatz.jpg tag2_04_altstaedter-ring.jpg tag2_05_kinderkultur.jpg tag2_06_trachtenmaedels.jpg tag2_07_gaststaettenkultur.jpg tag2_07_veitsdom.jpg tag2_08_teambilding.jpg tag2_09_teamfoto.jpg tag2_10_bierkultur.jpg tag2_11_the-pub.jpg tag2_12_esskultur.jpg tag3_01_heimreise.jpg

 

Termine

Keine Termine

Sponsoren

Login