Tischtennis [19.09.2016/bj]: Ganz dicht stand das Weißenborner Team beim diesjährigen Intercupstart in der tschechischen Hauptstadt vor dem Sieg. Vier Matchbälle hatte Franz Gobel zum möglichen 4:2-Erfolg. Bestens verkaufte sich die Mannschaft bei tropischen Temperaturen, das bessere Ende hatten aber die letztlich schwer erleichterten Prager.
Intercup – 1. Runde – Fr. 16.09.16 – 18.00 Uhr
SK Start Prag – Weissenborn und Freunde 4:3
Stattgefunden hatte die Partie auf der Moldauinsel Střelecký ostrov (Schützeninsel). Der Verein SK Start hat dort sein Vereinsdomizil. In der Bauart ähnlich eines Schlosses sind in dem Gebäudekomplex zig Sporträume untergebracht. Vom Bogenschießen über Volleyball und Gymnastik bietet der Verein u.a. auch Tennis mit entsprechenden Plätzen auf der Insel an. Vom Ambiente her war es die bisher beeindruckenste Spielstätte in der Weißenborner Intercupgeschichte.
Zum Spiel: Prag als frischgebackener Fünftligist trat mit erfahrenen Akteuren an. Weißenborn mit Carlos Lang rechnete sich auch kleine Chance aufs Weiterkommen aus, jedoch war klar, dass einer der Youngster, Franz Gobel oder Alexander Wiegand, mindestens einmal punkten muss.
Der Reihe nach: Franz bestritt das bekanntermaßen immer schwere Auftakteinzel. Gegen den clever agierende Blockspieler Miloslav Kuba geriet unser 17-Jähriger schnell in Rückstand. Im Laufe des 1. Satzes als auch später kam Franz besser ins Spiel. Nach einem 8:11 sah es nach einer möglichen Wende der Kräfteverhältnisse aus, jedoch kam dem Prager Fortuna zu Hilfe. Drei „Mehlbällen“ waren es, die an kritischen Zeitpunkten den Ausschlag zu Gunsten des Tschechen gaben (7:11).
Der dritte Durchgang war ähnlich ausgeglichen. Gewitzte Aufschläge mit Schnittwechseln und sichere Grundschläge wusste Kuba im richtigen Moment einzusetzen (7:11 aus Franz‘ Sicht), so dass der SK Start mit 1:0 in Führung gehen konnte.
Carlos Lang hatte es dann mit dem Linkshänder Petr Kala zu tun. Der erinnerte sehr an einen extrovertierten Zeulenrodaer Spieler, der mit seinem Schlägermaterial inklusive Noppen alles auf seine Aufschläge setzt.
Endsprechend verlief die Partie. Anfänglich gab es auf beiden Seiten das Szenario: Aufschlag – Annahmefehler.
Carlos machte es clever. Aufgrund der Flexibilität in seinem Spiel und der Aufschlagvarianten zog er dem Tschechen schnell den Zahn. Einem guten Service folgte meist eine punktbringende Vorhand. Der Start-Spieler kam meist zu spät. Nach dem 11:7 wurde es mit einem 11:3 deutlich.
Im 3. Satz setzte der Tschechen auf eine bessere Platzierung seiner „krummen“ Aufschläge und kam prompt zu Punkten. Carlos blieb die Ruhe selbst und machte sicher mit einem 11:7 den Sieg perfekt.
Den hohen Temperaturen zum Trotz hatten schon die ersten beiden Matches gezeigt, dass Weißenborn an diesem Abend frisch genug ist, um die Prager mehr als nur zu ärgern. Alexander Wiegand zeigte gegen Petr Janiček wieder einmal seine guten spielerischen Ansätze. Sein Potential wie schon im März m Intercup oder in Verbandsligaspielen stellte er unter Beweis, ja, nur das positive Ergebnis fehlte letztlich.
Die Nummer 2 der Prager ließ Alexander stets den ersten offensiven Schritt machen, um den mit harten Blocks direkte Punkte zu markieren. Hielt Alexander den Ball länger im Spiel und der Tscheche musste die Initiative übernehmen, heimste unser „Buchberg-Waldner“ die Zähler ein.
Janiček war schlussendlich abgezockt. Er hatte mit seinen Blockbällen eine fast 100-prozentige Trefferquote, so dass Alex eine doch klare Niederlage durch ein 7:11, 6:11 und 4:11 quittieren musste.
Der 1:2-Zwischenstand war Ausgangspunkt eines Weißenborner Zwischen- bzw. Endspurts, denn Carlos Lang und Franz Gobel spielten danach ein sehr ansehnliches Doppel. Der baumlange Carlos führte den „kleinen“ Franz, der dadurch starke Bälle spielte.
Carlos bestimmte gegen Miloslav Kuba und Martin Rybář mit seinem Auge und entsprechende Platzierungen das Spielgeschehen. Franz fügte sich toll ein. In den knappen Momenten zogen das WSV-Doppel ein paar Ässer aus dem Ärmel und setzte sich schließlich 11:9, 11:9 und 11:5 durch.
Carlos konnte nun auf 3:2 stellen und das tat er auch. Miloslav Kuba hatte nur punktuell Möglichkeiten, sein gutes Blockspiel einzusetzen. Carlos, der sonst bekanntlich in der 1. Erfurter Kreisliga spielt, war gefordert, wankte aber zu keinem Zeitpunkt. Im Gegenteil, er bestimmte die Partie, returnierte Aufschläge überlegt, erzauberte mit seinem eigenen Service sehr oft direkte Punkte und nutze Rückhand wie Vorhand zu starken Bällen. 11:8, 11:7 und 12:10 bedeuteten, dass Weißenborn in Führung ging und tatsächlich eine Überraschung, d.h. ein Auswärtssieg in greifbarer Nähe war.
Nichts für schwache Nerven war dann die Partie von Franz Gobel gegen Petr Janiček. Franz spielte sicherer als im ersten Einzel. Die sechs Weißenborner Anhänger (zu den Beobachtern kamen noch zwei aus Prag) haderten angesichts einer einseitigen Kantenballverteilung mit dem Glück. Franz unterlag mit 9:11 und schließend mit 4:11. Es sah nicht gut aus.
Taktisch veränderte Franz nun sein Spiel. Um die starke Rückhand von Janiček zu umgehen, spielte er ihm die Bälle immer häufiger in die Tischmitte. Das hatte Erfolg. 10:8 führte Franz schon, als der Tscheche wieder den Heimbonus in Form des Netzes nutzen konnte. Franz machte den Satz im folgenden Ballwechsel zu. Der Anschluss.
Hin und her ging es im vierten Durchgang, bis sich Janiček absetzen konnte (4:8). Eine Auszeit brachte den erhofften Erfolg. Franz kam stark zurück und machte fünf Punkte in Folge. Es war die Grundlage für den 11:9-Erfolg.
Ein Satz war der WSV noch vom Gesamtsieg entfernt. Franz spielte nun selbstbewusst und mit guten Platzierungen. 5:3 hieß es zum Wechsel.
Ja, hätte, wenn und aber. Franz war gut im Spiel, da gleicht der Tscheche mit zwei Mehlbällen aus. Im Nachhinein waren die beiden Punkte zum Ausgleich sehr schmerzhaft. Franz spielte nämlich unbeeindruckt weiter und erarbeitete sich Punkt um Punkt. Beim Stand von 10:6 hatte er sich in eine komfortable Siegerposition gebracht.
Mit dem Erfolg vor Augen kam es wie es manchmal kommt, wenn man ein junger Spieler ist. Der Tscheche spielte unbeirrt weiter. Er verkürzte und verkürzte und glich schließlich aus. Franz hatte den sicheren Sieg „auf der Pfanne“, vergab ihn aber noch. Sechs Punkte in Folge durch Janiček sorgten für kollektiven Jubel und Erleichterung bei den Tschechen, die wussten, dass das gleichzeitig die Entscheidung zu ihren Gunsten war.
Prags Kapitän Martin Rybář brachte es nach der Begegnung auf den Punkt. „Ihr hattet uns auf dem Teller“, formulierte er im besten tschechischen Tischtennis-Deutsch.
Petr Kala war im Abschlusseinzel von vorherein favorisiert. Der unorthodoxen Spielweise setzte Alexander Wiegand zwar alles Mögliche entgegen, mit seinen Aufschlägen entschied der Tscheche aber die Partie.
Nach dem etwas überraschenden 11:9-Erfolg im 1. Satz, markierte Kala satzübergreifend elf direkte Punkte mit seinem Service. Ein Spiel kam nur bei Alex‘ Aufschlägen zustande. Ein Spielrhythmus konnte Alex so nicht aufbauen und der erfahrene Prager nutzte das aus. Durch ein 8:11, 3:11 und 7:11 sicherte Kala seinem Team den entscheidenden Punkt im Erstrundenspiel des Intercup.
Der Fünftligist aus Prag war erleichtert über den knappen Erfolg. Es war ein Spiel auf Messers Schneide, was auch die Spielzeit von dreieinhalb Stunden beweist.
Carlos war dennoch zufrieden: „Die beiden Jungs haben gut gespielt. Die Erfahrung der Tschechen hat es dann ausgemacht und genau da können Franz und Alex sehen, was Lockerheit und Konzentration ausmacht.“
Dem Sieg lange nachtrauern wollte auf Weißenborner Seite niemand, vielmehr waren alle stolz, dass sich das Team bestens verkauft hatte und so nah am Weiterkommen war.
Nach dem Spiel fand ein uriger Spielerabend in einem typisch tschechischen Restaurant mit Semmelknödeln und Goulasch statt. Nette Gespräche und das eine oder andere Bier rundeten den Abend ab.