Bundestrainer Jörg Rosskopf hatte mit dem Frankreich-Legionär Zoltan Fejer-Konnerth (Pontoise-Cergy), Ruwen Filus (Ochsenhausen), Steffen Mengel (Hanau) und Nachwuchshoffnung Philipp Floritz (Plüderhausen) ein junges Team für das Spiel in der European Nations League nominiert.
Für Filus und Floritz war es ganz und gar die Premiere im Nationaltrikot der Herren.
Schon lange vor der Partie war klar, dass Roßkopf seine Spitzenkräfte, u.a. auch Europameister Timo Boll, eine Auszeit gönnt. Bei Weißrussland fehlte Vladimir Samsonov.
Trotzdem versprach die Partie interessante Spiele, zumal mit Filus auf deutscher und Evgueni Chtchetinine auf Gästeseite zwei Abwehrspezialisten in den Aufgeboten standen.
Um 17.00 Uhr fuhren die Weißenborner los, um kurz nach Sechs an der schmucken Halle zu sein. Die schien mitten in einem Gewerbegebiet zu liegen. Aber bei der Dunkelheit im herannahenden Winter war das nicht genau auszumachen.
Die Spielvorbereitung wurde für die Stärkung mit Buletten, Käsekrakauer oder einer Rostbratwurst genutzt. Auch ein Bierchen durfte nicht fehlen.
Die Karten für 10 Euro, bei freier Platzauswahl, waren schnell gekauft. Dann ging es in die Halle. Die Heimat der Dessau-Roßlauer Zweitligahandballer ist echt sehenswert. Immerhin 1.250 Zuschauer sahen sich dann das Spiel an. 3.700 Besucher passen maximal in die im Jahre 2000 umfassende renovierende Sporthalle.
Interessant war der asiatische Zuschaueranteil. Die Technische Hochschule hatten ihren Absolventen aus dem fernen Osten Plätze reserviert. Eine schöne Geste! So waren um die 50 Studenten vor Ort.
Etwas schade war, dass es zwar ordentliche Programmhefte aber ansonsten keinerlei Tischtennisstände gab. Wollte man einen Pin des DTTB, einen Wimpel oder das Nationaltrikot kaufen, hatte man einfach Pech. Auch der von der federführend verantwortlichen Tischtennis Marketing GmbH (TMG) aufgestellte Infoschrank mit Katalogen verschiedener Anbieter war alles andere als länderspielreif. Wir waren mit die ersten in der Halle und staunten über zumeist leere Kästen…
Die Aufgebote:
Deutschland
Zoltan Fejer-Konnerth (Verein: Pontoise-Cergy/Frankreich, Weltranglistenposition: 63)
Steffen Mengel (TG 1837 Hanau, 104)
Ruwen Filus (TTF Liebherr Ochsenhausen, 131)
Philipp Floritz (SV Plüderhausen, 352)
Betreuer
Jörg Roßkopf (Herren-Bundestrainer)
Birgit Schmidt (Physiotherapeutin, Olympiastützpunkt Hessen)
Weißrussland
Evgueni Chtchetinine (Verein: UGMK Ekaterinburg/Russland, Weltranglistenposition: 74)
Pavel Platonov (GKS Gorzovia/Polen, 173)
Vitaly Nekhvedovich (SK Kuban Sedin/Russland,185)
Alexandre Kuchuk (PKS Kolping Jaroslaw/Polen, 391)
Betreuer
Alexandre Petkevitch (Nationaltrainer)
Alexandre Skarabahaty (Physiotherapeut)
Zum Spiel:
Im Auftakteinzel stand Ruwen Filus Vitaly Nekhvedovich gegenüber. Der deutsche Abwehrmann führte schnell mit zwei Sätzen, bevor der Weißrusse mit seiner blitzartigen Rückhand immer wieder zuschlug. Zudem wurde der 35-Jährige immer sicherer mit seiner Vorhand und kämpfte sich zurück.
Filus, der bei den Europameisterschaften 2009 in Stuttgart bis ins Viertelfinale vorstieß und auf dem Weg dorthin u.a. Petr Korbel, Lucjan Blasczcyk und Andrej Gacina bezwang, gelang nicht mehr viel.
Nach dem 0:1-Rückstand war Zoltan Fejer-Konnerth an der Reihe. Der sollte gegen Pavel Platonov keine Probleme haben. Das dachten wir zumindest. Beim Einspielen hatten wir Platonov beobachtet und gerätselt, wie man mit einer derart steifen Oberkörperhaltung auf internationalem Niveau spielen kann!Im 1. Satz schienen wir bestätigt zu werden. Fejer-Konnerths Mitleid war es zu verdanken, dass Platonov nicht mit 11:0 in die Satzpause geschickt wurde.
Nun steigerte sich der Weißrusse, der im Übrigen in Diensten des früheren Weißenborner Intercupgegners GKS Gorzow (Polen) steht. Platonov legte riesig zu und traf plötzlich die Bälle.
Vier knappe Durchgänge mit teils sehr beeindruckende Ballwechseln folgten. Das bessere Ende hatte der mit einem herrlichen Ballgefühl ausgestattete Deutsche.
Es schloss sich eine 15-minütige Pause an.
Danach war die Nummer 5 der deutschen Rangliste Steffen Mengel an der Reihe und traf dabei auf Evgueni Chtchetinine. Der junge Deutsche gab alles und überzeugte mit klasse Topspinserien. Die konnte Chtchetinine im 1. Satz noch nicht effektiv genug abwehren. Mengel gewann 11:9.
Danach justierte der 40-jährige Abwehrrecke neu und stand wie eine Wand hinter dem Tisch. Ob neben oder vor dem Körper, Mengel konnte wohin er auch wollte ziehen, Chtchetinine war zur Stelle.
Relativ deutlich ging das Spiel trotz großen Kampfes von Mengel schließlich an den Spitzenmann der Gäste.
Obwohl die Uhr schon Richtung 22.00 Uhr marschierte, hofften wir bei einem 1:2-Zwischenstand auf zwei weitere Spiele. Klar, sonst wäre die Partie für die Deutschen auch gelaufen gewesen. Es wäre Weißrusslands erster Erfolg in der Gruppe gewesen.
Filus kam dem Wunsch aller Zuschauer nach. Der 22-Jährige meisterte die brenzligen Momente gegen Platonov und machte mit einem Drei-Satz-Erfolg eine finale Entscheidung zu Gunsten der deutschen Nationalmannschaft im Abschlußdoppel möglich.
In dem gab die Nationaltrainer den jeweils vierten Spielern eine Chance. Zoltan Fejer-Konnerth trat mit Debütant Philipp Floritz an, Vitaly Nekhvedovich mit Alexandre Kuchuk.
Das deutsche Duo überzeugte. Fejer-Konnerth setzte immer wieder seine tolle Vorhand ein und Moritz knallte unbekümmert an die Bälle. So gelang ein 3:0-Satzerfolg und doch noch der Gesamtsieg.
Das nächste Heimspiel der DTTB-Auswahl findet am 4. Januar 2011 in Cottbus gegen Schweden statt.
Insgesamt war das Länderspiel ein Erlebnis, das mit der sicheren Heimkehr ins Holzland zur mitternächtlichen Stunden angenehm zu Ende ging.
Die Statistik:
Deutschland - Weißrussland 3:2
Ruwen Filus - Vitaly Nekhvedovich 2:3 (9, 3, -7, -8, -6)
Zoltan Fejer-Konnerth - Pavel Platonov 3:1 (1, -7, 12, 9)
Steffen Mengel - Evgueni Chtchetinine 1:3 (9, -9, -7, -11)
Ruwen Filus - Pavel Platonov 3:1 (8, 7, 7)
Zoltan Fejer-Konnerth/Philipp Floritz - Vitaly Nekhvedovich/Alexandre Kuchuk 3:0 (10, 4, 13)
Weiter spielten in der Gruppe A der Premier Divison:
Schweden - Russland 3:2
Die Tabelle
1. Schweden 8:0 Punkte 12:6 Spiele
2. Deutschland 6:2, 10:9
3. Russland 2:6, 8:9
4. Weißrussland 0:8, 6:12