201617 newsTischtennis [30.05.2018/bj): In der Tischtennis-Hochburg Weißenborn gibt es eine einschneidende Veränderung. Ab der Zeit nach den Sommerferien kann der Verein kein Nachwuchstraining mehr anbieten und wird auch keine Schüler- oder Jugendmannschaft im Wettspielbetrieb melden.

Die Bemühungen des Weißenborner SV 1882 (WSV), ein kontinuierliches Training in den vergangenen Jahren anzubieten, wurden in diesem Spieljahr noch einmal intensiviert. „Schlussendlich müssen wir uns aber eingestehen, dass die Voraussetzungen für ein Ehrenamt als Übungsleiter nicht besser geworden sind. Im Gegenteil“, heißt es in der offiziellen Mitteilung des WSV.

Gerade berufliche Ursachen wegen ausgedehnten Arbeitszeiten und auswärtigen Arbeitsorten sowie familiäre Gründe sind es, dass die erwachsenen Mitglieder die Betreuung und damit das Angebot eines wöchentlichen Nachwuchstrainings nicht mehr gewährleisten können. Parallel ist der Fakt, dass die Bereitschaft, sich Woche für Woche ehrenamtlich zu engagieren, rapide abgenommen hat und abnimmt. Vereinsvorsitzender Jens Büchner, der auch die Geschicke der Tischtennisabteilung leitet, sieht diese Entwicklung auch in seiner Arbeit beim Kreissportbund: „Wir sind einer von vielen Vereinen, denen das Ehrenamt fehlt. Wir sind im WSV nicht die ersten und werden nicht der letzte Verein sein, den das gleiche Schicksal trifft.“ Seit Jahren lag die Arbeit mit dem Nachwuchs in einzelnen wenigen Händen.

Die Ursachen für die Entwicklung, die auch den Herrenbereich tangiert, sind vielschichtig. Der Vorstand und die Abteilungsverantwortlichen haben sich deshalb schon in den vergangenen Jahren Gedanken gemacht.
Fakt ist, dass es vor der Wende lediglich zwei Leute im Verein gab, die sich in ihren Perioden über Jahre und kontinuierlich als Übungsleiter im Verein für die Nachwuchsentwicklung eingesetzt haben. Einer von ihnen war Bernd Büchner, der seit Anfang der 1980er Jahre - später mit seinem Sohn Jens - bis fast 20 Jahre nach der Wende allein die Betreuung inne hatte. Danach bemühten sich mit Franziska Müller, Sebastian Darr und später Robert Klas junge Leute und das ganz rührig. Eine breite Unterstützung erhielten sie von den anderen Mitgliedern aus verständlichen oder schwer nachvollziehbaren Gründen allerdings nicht. Die Last als Einzelkämpfer war am Ende zu schwer geworden.

Hinzu kommen tischtennisinterne Gründe. Schon vor über zehn Jahren gab es von WSV-Seite Bemühungen um Kooperationen. Die umliegenden Vereine wurden kontaktiert - und das mehrmals - und auf mögliche Entwicklungen (Demografie, Mitglieder, Übungsleiter) hingewiesen. Eine Zusammenarbeit wurde von allen Angespochenen aufgrund des Wunsches nach Eigenständigkeit abgelehnt. Die Folgen sind nicht nur in Weißenborn nun absehbar, sondern auf der Tischtennis-Landkarte des Kreises. Die Mannschaften der Vereine finden sich in der abgelaufenen Saison alle in der 2. Bezirksliga oder tiefer wieder. Die Meldungen für kreisweite Turnieren sind seit Jahren gesunken und tendieren teilweise gen Null.
Wie es mit den Weißenborner Herren ab Herbst weitergeht, darüber beraten die Spieler an diesem Freitag. Vorgespräche gab es viele und es steht schon fest, dass es ab der Saison 2018/19 nur noch eine Mannschaft geben wird. „Wir können die Augen nicht verschließen und müssen den Tatsachen in die Augen schauen“, so Dirk Büchner, der in den letzten Jahren die erste Vertretung als Kapitän führte. „Einerseits kommen die Spieler in die Jahre, andererseits setzen die jungen Leute andere Prioritäten, als jedes Wochenende mit Tischtennis unterwegs zu sein.“ Das gemeinsame Sporttreiben soll weiterhin Spaß machen und den will man in einer anderen Spielklasse als der 2. Bezirksliga haben. „Die Liga wäre für viele von uns zu hoch und außerdem wird da am Wochenende gespielt“, begründet Sven Große, Mannschaftsführer der bisherigen 2. Mannschaft, den Schritt. So sieht alles danach aus, dass der Verein das Aufstiegsrecht der Reserve als Meister der 4. Kreisliga wahrnimmt und in der kommenden Spielzeit in der 3. Kreisliga antritt. Endgültig wird sich am Freitag eine Meinung gebildet.

Verschwindet Weißenborn damit von der großen Bühne? Da muss Jens Büchner bei aller Wehmut schmunzeln. Die hätte der Verein schon letztes Jahr verlassen, als man als langjähriger Intercupteilnehmer mit auswärtigen Freunden das Final-Four in Verona erreichte und Zweiter wurde. „Dass das alles einmal so kommen kann, das wussten wir. Schließlich waren mein Bruder Dirk, Andy Jagst und ich das letzte Trio im gleichen Alter, das aus der eigenen Nachwuchsschmiede hervorging und das Grundgerüst der letzten Jahrzehnte bildete.“ Der Versuch, mit Legionären den Abgängen älterer Spieler entgegenzuwirken, schlug gehörig fehl. Die Identifikation mit dem Verein hatte nicht funktioniert. Übrig blieben die, die ohnehin da waren.
Trübsal blasen will beim WSV keiner. „Das Leben geht weiter“, so Dirk Büchner, „und wenn wir die Kräfte für die Kreisliga bündeln können, haben wir Freitagabends schöne Heimspiele. Wir treffen uns und spielen gemeinsam. Das ist doch gut.“

Die Kinder- und Jugendarbeit geht im Verein ungeachtet weiter. Seit Ende Dezember 2017 tollen Kinder im Alter zwischen 2 und 4 Jahren in der neuen Kindersportgruppe durch die Halle. Auch im Erwachsenenbereich gibt es ein neues Angebot. Jeweils am Dienstag trifft sich nun ein Fitnessteam bestehend aus Mädchen und Frauen.

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